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Das IGLOOTEL in Schwedisch Lappland – ein besonderes Eishotel

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Das IGLOOTEL in Schwedisch Lappland – ein besonderes Eishotel

Ein Eishotel auf die Füße stellen – inmitten von Lappland? Das geht! Wir haben Andrea Fritsche, die Sales- und Marketing Managerin von IGLOOTEL gefragt, wie so ein frostiges Projekt auf die Beine gestellt wird und welche Expertise benötigt wird, um ein solches Eventhotel zu realisieren. Von nicht anspringenden Schneefräsen bei -35 Grad und einem einzigartigen Teamgeist.
Credits: IGLOOTEL Lapland, Daniel Knab, Dirk Schwarz, Eliah/steinrock

Wie seid ihr auf die Idee gekommen in Lappland ein Igluhotel zu bauen, wer ist der Drahtzieher und welche Rolle übernimmst du in der Planung?

Mein Job in diesem ganzen Projekt ist quasi zwei-geteilt. Im Sommer arbeite ich vom heimischen Schreibtisch aus und greife der Kollegin im Verkauf sowie der Vermarktung unserer Reisen unter die Arme und wickele übrige Arbeiten wie bspw.. Rechnungsstellungen der vergangenen Saison ab. Im Winter ziehe ich dann zusammen mit meinem Team die Strippen vor Ort und organisiere alles für einen reibungslosen Ablauf in der Gästebetreuung unserer touristischen Kunden. Von Einbuchungen im Restaurant, über Aktivitätenplanungen bis hin zur Ausarbeitung eines unvergesslichen IGLOOTEL-Abends ist alles operative Geschehen auf meiner Agenda. Das IGLOOTEL ist ein Produkt der FlyCar GmbH, welche sich 1999 gegründet hat mit dem ursprünglichen Zweck die Ingenieure der Automobilindustrie auf kürzestem Wege effizient und komfortabel in den skandinavischen Norden auf deren Wintertestgebiete zu bringen. Um die Region Schwedisch Lappland auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, begann man gleich in der ersten Flugsaison auch touristische Pakete zu vermarkten. Zumeist für verlängerte Wochenenden von Freitag bis Montag konnten interessierte Gäste die letzte Wildnis Schwedisch Lapplands genießen. Um einen zusätzlichen Anreiz und eine Möglichkeit für einmalige Erlebnisse zu schaffen, entwickelten die FlyCar-Kreativköpfe dann zusätzlich die Idee eines Hotelkomplexes komplett aus Eis und Schnee – das IGLOOTEL war geboren!

Warum „Iglootel“ und nicht „Igluhotel“?

Also erst einmal nicht „Iglootel“ sondern „IGLOOTEL“ in Großbuchstaben bitte [lacht]. Und dann bevorzugen wir die internationale Schreibweise mit dem doppelten „oo“, welche aber nichts mit Captain iglo von den Fischstäbchen zu tun hat. Der Name setzt sich einfach aus den Worten Igloo und Hotel zusammen, da man bei uns ja nicht nur die Schnee- und Eiskunst auf geführten Rundgängen bestaunen kann, sondern auch eine Nacht in einem echten Schneepalast verbringen kann. Und da wir nicht nur deutschsprachiges Publikum empfangen, haben wir uns für eine international verständliche Schreibweise entschieden.

Wer ist alles an dem Projekt beteiligt?

Puuh…vielleicht sollten wir eher fragen, wer nicht beteiligt ist? Über den ganzen Aufbau-Prozess, welcher sich von Ende November bis Mitte Januar zieht, sind gut 50 Personen im Einsatz. In verschiedenen Fertigungsschritten benötigen wir von Bagger- und Schneefräsefahrer:innen über Holzarbeiter:innen und Event-Techniker:innen bis hin zu Eisdesigner:innen und Service-Kräften sowie Tour Guides alle möglichen Fachrichtungen. Sicherlich hat niemand der Beteiligten dieses Handwerk von der Pike auf gelernt, aber über zahlreiche Jahre der Zusammenarbeit hinweg entwickelt sich ein ganz eigener Anspruch an Perfektion.

Um nur ein paar Namen unserer langjährigen und vertrauten Kooperationspartner zu nennen, so wäre dies für die Basics zu Beginn des Bauprozesses das Team von Lars Komplett Ausbau sowie unseren firmeninternen Aufbauhelfern. Im weiteren Verlauf kommt dann die Akademie für Handwerksdesign der HWK Aachen „Gut Rosenberg“ ins Spiel. Diese Einrichtung bildet Handwerksdesigner:innen unterschiedlicher Fachrichtungen aus und ermöglicht u.a. auch Kurse zum Thema Schnee- und Eisdesign. Als warme Unterkunft während einer Stippvisite rund um den Polarkreis arbeiten wir außerdem mit dem Hotel Laponia in Arvidsjaur zusammen, hier werden unsere Gäste auch mit dem leiblichen Wohl versorgt. Die technische Ausstattung im IGLOOTEL von Lichtdesign über LED-Screens bis hin zu indirekter Illumination ermöglichen unsere Partner DREES, RentEventTech, LEDitgo, WIBRE, u.v.m. Einen großen Dank an dieser Stelle!

Man wird ja nicht einfach so Iglu-Bauer – wo habt ihr diese Technik erlernt? Gab es in den Anfängen große Schwierigkeiten bei den ersten Versuchen? Erzähle uns dein Highlight.

Sicherlich ist noch kein Iglu-Bauer vom Himmel gefallen, genauso wenig wie Genies in anderen Fachbereichen. Aber ihr habt recht, das Handwerk mit Schnee und Eis ist ein sehr rares Gut, natürlich auch aufgrund der Saisonalität. Unser Bauprinzip ist ein patentiertes Verfahren, welches ursprünglich aus der Schweiz stammt und dort ebenfalls in einzelnen Iglu-Dörfern erprobt wurde, jedoch nur für Einzelbauten. Wir haben dann den Schritt gewagt einen Hotelkomplex mit Verbindungsgängen zu errichten. So entsteht jährlich ein Labyrinth aus Gängen, sowie kleineren und größeren IGLOOs, welches insgesamt mehr als 700m² Innenfläche misst. Ein Highlight, welches im Grunde jedes Jahr aufs Neue wiederkehrt, ist die Fertigstellung des ersten Iglus. Wenn der erste Ballon aufgeblasen und komplett mit Schnee bedeckt ist, heißt es abwarten und frieren lassen. Haben die beständigen Minusgrade dann ihre Arbeit getan und die Schneehülle ist festgefroren, kann über ein Ventil die Luft aus dem Ballon gelassen werden und es entsteht ein Hohlraum im Inneren des Schneeberges, welcher dann ausgearbeitet wird. Dieses Feeling, wenn aus dem Nichts heraus ein Gebäude nur aus Schnee und Eis entsteht, ist einfach jedes Jahr aufs Neue mit Kribbeln im Bauch und unbändiger Vorfreude verbunden – im Schnee wird halt jede:r nochmal zum Kind [lacht].

Die Kunststudenten verwendeten allerhand Werkzeuge. Credit: Eliah/@steinrock

Wann wird das Iglu-Hotel namens „Iglootel lapland“ schätzungsweise fertig gestellt?

Da wir in jeder Saison von den Grundmauern aufwärts neu bauen, haben wir einen verhältnismäßig langen Aufbauzeitraum für eine eher kurze Saison. Der genaue Beginn hängt meist von der Entwicklung des Winters und den Minusgraden hier oben ab, sprich sobald es vor Ort in Schweden kontinuierlich friert können wir unsere Vorbereitungen starten; das ist meist so gegen Ende November der Fall. Dann wird über den Dezember hinweg ordentlich reingeklotzt, Schnee produziert und der Rohbau gestellt, sodass ab Anfang Januar der Innenausbau starten kann und wir Mitte Januar Eröffnung feiern können. Die Saison zieht sich dann meist bis Ende März, manchmal auch bis Ostern – das hängt auch immer ein wenig vom einsetzenden Frühling ab.

Wie groß und komfortabel kann man sich so ein Iglu vorstellen? Gibt es verschiedene Größen und Ausstattungen? Wie viele Iglus sind in Planung?

Die gesamte Innenfläche des IGLOOTEL-Komplexes beträgt wie gesagt ca. 700m², plus den Außenbereich mit Sauna, Whirlpools und einer Feuerstelle. Im Winter 2022 planen wir mit 6 Schlaf-IGLOOs für Übernachtungsgäste. Jedes dieser Iglus kann bis zu 4 Personen aufnehmen, hat ca. 20m² Grundfläche und eine Deckenhöhe von ca. 3,5m. Unser Event-Bereich mit der Eis-Bar, einem Event-IGLOO mit Sitzmöglichkeiten für bis zu 40 Personen sowie einer Lounge inkl. Tischkicker wird aus größeren Iglus gestaltet und hat jeweils ca. 40m² Grundfläche sowie ca. 7m Deckenhöhe. Wir haben also einiges an Abwechselung unter einem Dach vereint.

Wie darf man sich die sanitären Einrichtungen im Eishotel vorstellen?

Keine Sorge, es muss niemand auf der Toilette festfrieren [lacht auf]. Unsere Umkleiden sowie Sanitäranlagen befinden sich direkt angrenzend an das IGLOOTEL in einem separaten beheizten Gebäude. Von dort ist auch der Weg zu den Outdoor-Pools sowie der Sauna so kurz wie möglich.

Wie sieht die Infrastruktur vor Ort aus? Inwiefern wird das Igluhotel angefahren, auch in Bezug auf Verpflegung und das Essensangebot.

Wir bezeichnen uns selbst gerne als Eventkomplex, Hotel und Bar. In erster Linie öffnen wir über Tag für geführte Rundgänge und am Abend exklusiv für unsere Übernachtungsgäste. Natürlich kann man bei uns aber auch anderweitige Veranstaltungen vorbuchen, von Firmen-Events, Präsentationen und Verleihungen bis hin zu Geburtstagsfeiern und JGAs. Auf Anfrage versuchen wir jeden Wunsch möglich zu machen. Immer Donnerstags bieten wir zudem für unsere „Laufkundschaft“ die sogenannte After Work Lounge an, bei der jede:r herzlich willkommen ist auch ohne Voranmeldung hereinzuschauen, das IGLOOTEL auf eigene Faust zu erkunden und einen Drink an der Eis-Bar zu genießen. Ein Restaurantbetrieb ist aufgrund der Minusgrade nicht möglich, hierzu gibt es aber Catering-Möglichkeiten aus dem Hotel.

Werden den Hotelgästen auch spezielle Events angeboten? Wenn ja, wie sehen diese aus.

Neben der klassischen Übernachtung, welche auch immer einen geführten Rundgang sowie die Nutzung des Spa-Bereiches inkludiert, bieten wir auch die exklusive Miete der Sauna sowie Whirlpools auf Stundenbasis an. Außerdem können wir für geschlossene Veranstaltungen auch warme oder kalte Buffets, mehrgängige Menüs und anderweitige Empfänge arrangieren.

Was muss ein Eishotel-Gast bei euch beachten? Muss er spezielle Ausrüstung mitbringen?

Bei uns gibt es das „Rundum-Sorglos-Paket“, das heißt der Gast muss keine spezielle Ausrüstung für die Nacht mitbringen, außer die persönlichen Dinge. Als Kleidung für den Abend ist ein Schneeanzug oder Thermo-Overall sinnvoll, dieser wird meist zu Beginn der Reise kostenfrei von uns ausgeliehen. Auch dicke Schuhe oder Boots sind zu empfehlen. Eine lange Skiunterwäsche taugt zudem wunderbar als Schlafanzug für die Nacht zusammen mit einem dicken Schal und einer Mütze. Außerdem werden Übernachtungsgäste mit einem Thermo-Schlafsack sowie einem kuscheligen Fleece-Inlet für die Nacht ausgestattet. Gut aufgeheizt von Sauna und Pool geht es dann rucki-zucki ins Bett, so wird der Schlafsack gleich durch die Körperwärme mollig warm. Sollte es Gästen in der Nacht dann doch ein wenig zu frisch werden, so können diese auf kurzem Wege den Rückweg ins Hotel antreten, da das Zimmer in der warmen Unterkunft auch für den Abend der IGLOOTEL-Übernachtung gehalten wird.

Die Thermoschlafsäcke braucht man nicht mitzubringen, sondern bekommt sie samt einem kuscheligen Fleece-Inlay zur Verfügung gestellt.

Das Wetter spielt eine große Rolle und macht vermutlich auch des Öfteren mal nicht mit. Kann man bei jedem Wetter sicher in den Iglus schlafen?

Natürlich ist es wie bei jedem Bauwerk aus natürlichem Material – egal ob Sand, Schnee oder Holz – das Wetter hinterlässt auf Dauer seine Spuren. Speziell im Aufbau-Prozess sind wir auf kalte Temperaturen angewiesen, während der Saison macht es dann nicht mehr ganz so viel aus. Sollte es also mal für ein paar Tage Tauwetter geben, so ist das IGLOOTEL auf keinen Fall gleich einsturzgefährdet. Da wir bis zu 3m dicken Wände und 1m dicken Decken aus Schnee einplanen, welcher sich über die Zeit immer mehr verfestigen, kann das IGLOOTEL dem Wetter ganz gut trotzen und wird regelmäßig mit neuem Schnee ausgebessert. Auch Sturmböen sind hier kein Problem, ganz im Gegenteil: Wenn es draußen weht und die Temperaturen mal auf -20°C oder kälter absacken, so isoliert der Schnee die Iglus so gut, dass wir innen eine konstante Temperatur von 0 bis -4°C halten können. Es fühlt sich also insbesondere als solchen Tagen bei uns richtig „warm“ an.

Inwiefern spielt die Klimaerwärmung eine Rolle in Bezug auf die Erbauung und Erweiterung des Igluhotels?

Diese Frage endgültig zu beantworten wäre wohl Spekulation. Fakt ist aber, dass wir in den vergangenen insgesamt 10 Jahren, die wir nun verschiedene IGLOOTELs an verschiedenen Standorten errichtet haben, ganz klar gemerkt haben, dass das Klima im Inland für unser Bauvorhaben günstiger ist als das milde Klima in den schwedischen Küstenregionen. Wir hoffen, dass wir mit dem Standort Arvidsjaur nun den perfekten Platz und unseren „place to be“ für die Zukunft gefunden haben.


Warum ist Eis und die bitterliche Kälte so faszinierend für dich und was heißt für dich Teamgeist?

Im Grunde ist die Gleichung ganz einfach: Je widriger die Umstände, desto größer der Zusammenhalt. Hier oben ist kein Tag wie der andere, man lebt mit der Natur und richtet sich nach den klimatischen Gegebenheiten. Egal ob bei -35°C dann die Schneefräse nicht mehr anspringt und die Schneekanone alle 10 Minuten vereist oder man bei lauen 0°C auf dem See bis zu den Knöcheln im Wasser steht, weil es sogenannten Overflow gibt (dabei sammelt sich das abtauende Wasser des Schnees auf der Eisschicht vom See und viele Menschen denken sie wären in den See eingebrochen, was aber de facto nicht der Fall ist) – das Team hält zusammen, geht durch dick und dünn und sammelt dabei einzigartige Erfahrungen, die nur von denen vollständig nachvollzogen werden können, die auch schon einmal solch eine intensive Zeit an so einem speziellen Platz verbracht haben. Das ist der Zauber vom IGLOOTEL Lapland.

Jedes Jahr wird das IGLOOTEL von Kunststudenten komplett neu konzipiert. Die eigens angefertigten thematischen Kunstinstallationen sind wahre Augenweiden. Wir durften den Kunststudenten Eliah/@steinrock auf seiner Reise nach Lappland begleiten.