Interview

Eine Reise mit Licht durch Deutschland – das German Roamers-Interview

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Eine Reise mit Licht durch Deutschland – das German Roamers-Interview

Das Outdoor-Fotografen-Kollektiv German Roamers durchstreift Deutschland mit der Kamera von Nordsee und Ostsee über die Mittelgebirge bis an die Alpen. Ihre Landschaftsfotografie zeigt beliebte Reiseziele und unterschätzte Orte in atemberaubenden Lichtstimmungen. Ob Nebelfotografie in der Morgendämmerung auf dem Darß, Landschaftsfotografie zur Goldenen Stunde in den weiten Wälder des Hainich oder brillante Nachtfotografie in der Rhön – die Fotos lassen innehalten und magische Momente genießen. Johannes Höhn (@pangea) und Leo Thomas (@theolator) vom Kollektiv haben für MEINE JUNGS einige interessanten Antworten auf unsere Fragen parat.
Credits: German Roamers, Gräfe und Unzer

Gegründet im Januar 2015, hat sich das Kollektiv von Outdoor-Fotografen schnell zu nichts Geringerem als Europas größter Outdoor-Community in den sozialen Medien entwickelt. Mit einer zusammengefassten Reichweite von mehr als 6 Millionen Followern sind die German Roamers heute eine einflussreiche Community-Plattform.

Sie sind bekannt und respektiert für ihren einzigartigen Stil der Interpretation von Outdoor- und Reisefotografie. Indem sie Deutschland in den Fokus rücken, stellen sie die Fotografie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie sind bereit und in der Lage, immer hundert Prozent ihres Einsatzes in ihre Projekte zu stecken, denn sie streben nach nichts anderem als der besten Qualität, wenn es um visuelle Inhalte geht.

Das Kollektiv besteht aus 12 Fotografinnen und Fotografen im Alter zwischen 21 und 37 Jahren, von Studenten bis hin zu Vollzeitprofis. Zusammen mit dem Fachwissen und der Erfahrung in Social-Media-Kampagnen ermöglicht diese perfekte Crew erstaunliche Ergebnisse.

Leo Thomas hat es schon immer in die Natur gezogen. Mittlerweile zählt er mit seinen verträumten Fotos über 261.000 Abonnenten auf Instagram. Credit: @theolator

Johannes Höhn lebt und arbeitet in Köln als Fotograf. Der studierte Sportwirtschaftler ist Gründer des Fotografenkollektivs German Roamers. Credit: @pangea

1. Wie kann man sich die Organisation vorstellen, ein Buch mit einem so breitgefächerten Kollektiv mit verschiedenen fotografischen Einflüssen und Stilen auf die Beine zu stellen? 

Johannes: Das ist in der Tat gar nicht einfach gewesen. Wir haben mehrere Monate damit verbracht, die Beiträge der Fotografen aus der Community zusammenzustellen und die Inhalte für das Buch zu sammeln. Aufgrund der Struktur des Buches entlang der verschiedenen Tageszeiten mussten wir auch viele extrem starke Bilder aussortieren. Da gab es auf jeden Fall umfangreiche Diskussionen und Überlegungen, doch am Ende ist, wie wir finden, ein sehr rundes Gesamtbild entstanden.

2. Wie viele seid ihr in eurer Community und wie habt ihr euch gefunden?

Leo: Es hat damals Ende 2014 angefangen. Johannes (@pangea) und André (@goldjunge) haben geschaut, wer auf Instagram Ähnliches macht und auch Interesse am Rausgehen und an dieser (damals noch) neuen Interpretation von Outdoor-Fotografie hat. Das war die Geburtsstunde der German Roamers. Die Vision dahinter ist, dass man sich gegenseitig inspiriert, zusammen fotografiert und gemeinsam Größeres schafft als alleine. Es hat mit ein paar Roamern begonnen, doch mittlerweile ist die Community sehr groß mit vielen talentierten Fotografen und Fotografinnen. Eine genaue Zahl gibt es nicht, doch der Hashtag #weroamgermany erfreut sich mit seit Jahren über eine rege Beteiligung (1,1 Mio. Beiträge).

3. Was sind die größten Fehler, die man beim Fotografieren machen kann? 

Johannes: Die beiden größten Fehler sind ein nicht geladener Akku und eine vergessene Speicherkarte – denn dann kann man gar nicht erst Fotografieren! Abgesehen davon und bezogen auf die Landschaftsfotografie ist der größte Faktor sicherlich das Wetter und die Tageszeit zu der man eine Location besucht. Die allermeisten Orte entwickeln ihre Magie zumeist zum Sonnenauf- oder -untergang. Besucht man eine Location tagsüber kann es mitunter sehr enttäuschend sein, weil man den Ort womöglich ganz anders im Kopf hatte. Ansonsten finde ich Fehler gehören zum Lernprozess eines jeden Fotografen dazu, da sollte man sich nicht verrückt machen und einfach ausprobieren.

4. Was halten die „German Roamers“ von Handy-Fotografie?

Leo: Die meisten von den German Roamers haben damit angefangen. Das Smartphone ist heutzutage die erste Kamera von jedem und die Qualität ist mittlerweile unfassbar gut. Was sollte dagegen sprechen, wenn man mit wenig Equipment starke Ergebnisse erzielen kann? Das Handy ist immer dabei und manchmal möglicherweise die einzige Kamera. Wir finden Handy-Fotografie super!

5. „German Roamers“ ist nicht nur in Deutschland unterwegs: Was war das absolute fotografische Highlight weltweit?

Johannes: Ich denke, da hat jeder Einzelne von uns seine Favoriten. Durch die Bank dürften da Neuseeland, Norwegen oder die Färöer Inseln sehr weit oben in der Hitliste der Roamers vertreten sein. Seit Beginn der Pandemie waren allerdings die wenigsten von uns weltweit unterwegs, höchstens mal innerhalb Europas. Rückblickend auf meine eigenen Erlebnisse der letzten 10 Jahre steht bei mir der kanadische Westen ganz oben auf der Favoritenliste. Dort möchte ich unbedingt nochmal hinkommen und dann auch gerne eine längere Zeit auf Fototour gehen.

6. Wo liegt die Zukunft der Outdoor-Fotografie?

Leo: Das ist schwer zusagen und vor allem wenn man nicht ganz weiß worauf sie bezogen ist.

Aus einer rein bildlichen Perspektive geht es in der Outdoor-Fotografie, wie die meisten von den German Roamers es betreiben, immer mehr darum, das richtige Licht und die idealen Wetterbedingungen für ein Motiv zu finden, anstatt einfach eine epische Location zu fotografieren. Die Sinne weiterhin für Motive in der Umgebung zu schärfen und dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – darauf kommt es an.

Eine große Rolle wird und sollte die Erhaltung der Natur im Kontext mit der Outdoor-Fotografie spielen. In der Vergangenheit gab es immer mehr derartige Probleme, dass die „Hype Spots“ so überlaufen wurden, dass es der Natur und dem Lebensraum von Tieren geschadet hat. Da müssen definitiv Wege gefunden werden, wie sich diese Entwicklungen regulieren und diese Orte schützen lassen.

Aus der Perspektive von Instagram ist die Rolle Outdoor-Fotografie zwar nicht wegzudenken, aber sie hat deutlich an Aufmerksamkeit verloren. Maßgeblich für diese Entwicklung ist die Art wie Content heutzutage konsumiert wird bzw. wie Instagram es für am Besten hält. Momentan sind es Reels: kurze Video-Clips, schnelle Bildserien auf trendy Beats usw. – das einzelne Landschaftsfoto kommt gegen diese Art von Content kaum an und wird von Instagram selber auch weniger gefördert. Mal sehen wo die Entwicklung hingeht – hoffentlich wird es wieder etwas geben, was dem Medium Foto gerechter wird.

Im Allgemeinen wird es immer Outdoor-Fotografie geben. Die Frage ist nur wie hoch der Bedarf und das generelle Interesse daran sein wird. Mittlerweile gibt es so viele tolle und talentierte Fotografen in dem Bereich, dass es wohl eher darauf ankommt inwiefern man diese Art von Fotografie neu interpretieren kann. Vielleicht in dem man Genres miteinander kombiniert, neue Techniken anwendet oder einen einzigartigen Stil entwickelt.

7. Welche Outdoor-Accounts könnt ihr uns wärmstens ans Herz legen?

Johannes: Natürlich an erster Stelle die Accounts der beteiligten Fotografen des Buches! Das lohnt sich auf jeden Fall. Wir haben in unserem Feed auch alle Personen vorgestellt, so könnt ihr die betreffenden Accounts direkt ansteuern.

8. Wie sieht eure Inspirationsquelle aus?

Leo: Ich denke die Quellen variieren untereinander und es lässt sich schwer pauschal definieren wer sich wo inspirieren lässt. Um trotzdem ein paar Quellen zu nennen: In den Medien sind es möglicherweise Serien, Dokumentationen und Filme, die bestimmte Moods & Locations zeigen, die auf das eigene Schaffen einwirken. Für einige ist es auch Musik: Die auditive Ebene weckt Ideen für das Visuelle. Dann können es auch Magazine – vor allem alte Outdoor-Magazine und -Kataloge sein. Und natürlich auch andere Fotografen und Künstler.

9. Wie wichtig ist euch das Equipment, wenn ihr unterwegs seid?

Johannes: Equipment ist natürlich ein essenzieller Faktor wenn man Fotografieren geht. Dabei geht es gar nicht darum, das neuste oder teuerste Teil am Start zu haben, sondern es geht vielmehr darum, mit seinem Equipment gut klarzukommen. Es ist sehr wichtig, dass man seine Kamera kennt und weiß, wie sie in verschiedenen Situationen zu behandeln ist.

10. Was ist euer Geheimtipp, Altbekanntes neu in Szene zu setzen?

Leo: Es gibt drei Stellschrauben, mit denen man arbeiten könnte:

Licht & Wetter: Versuche zu besonderen Lichtstimmungen u.o. Wetterbedingungen vor Ort zu sein.

Winkel: orientiere dich nicht direkt an dem Bild, das am meisten auf Social Media gezeigt wird. Versuche andere Perspektiven: von unten, von oben, von der Seite.

Motiv: achte auf interessante Details, füg dem Motiv ein Ergänzendes hinzu, finde „Frames“ oder probiere andere Fotografietechniken, wie z.B. Langzeitbelichtung.

11. Welche Jahreszeiten hat eure Meinung nach die meisten Facetten?

Johannes: Jede Jahreszeit hat ihre Vorzüge, daher ist das schwer zu beantworten. Allgemein ist das hier bei uns in Mitteleuropa aber eine ganz tolle Gegebenheit, denn durch die Jahreszeiten ergibt sich eine wahnsinnige Vielfalt an Stimmungen, die ein- und dasselbe Motiv komplett unterschiedlich wirken lassen.

12. Wie ist das Gefühl, wenn man den perfekten Spot findet? Erzählt mal.

Leo: Es siedelt sich wohl immer irgendwo zwischen ausgelassener Euphorie und kompletter Überforderung an. Meistens kommt dieses Gefühl bei besonderen Lichtsituationen oder Wetterphänomen an dem „perfekten Spot“ auf. Am besten ist es wenn man diese Momente gemeinsam erlebt, denn dadurch wird die Erfahrung noch intensiver und lebendiger. Die Überforderung tritt dann ein, weil man diesen Moment bestmöglich einfangen möchte, aber die Zeit sehr begrenzt ist.

13. Wie sehen die Pläne der „German Roamers“ für die nächste Zeit aus?

Johannes: Wir sehen uns schon immer als offene Community und nicht als geschlossene Gruppe. Durch das Buch wurde dies nun nochmal untermauert und wir wollen im neuen Jahr auch daran anknüpfen und vermehrt wieder gemeinsam mit der Community rausgehen und fotografieren. Konkret heißt das, dass wir in verschiedenen Regionen Deutschlands Fotomeets und Events starten wollen, an denen jeder teilnehmen kann. Folgt einfach unserem Instagram-Channel, dort kündigen wir alles im Vorfeld an.

Die German Roamers sind ein Zusammenschluss von zwölf Outdoorfotografen, die für eine neue Art der Landschafts- und Reisefotografien stehen. Seit der Gründung 2015 hat sich das Kollektiv zu Europas größter Outdoor-Community in den sozialen Medien entwickelt. Sie etablierten den Hashtag #weroamGermany, um auf die wunderbare Natur Deutschlands aufmerksam zu machen.

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