Interview

Einfach raus und machen – ein Interview mit Christo Foerster

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Einfach raus und machen – ein Interview mit Christo Foerster

Christo Foerster – Mikroabenteurer aus Leidenschaft und Überzeugung. Er bringt Menschen auf den Weg zu persönlicher Veränderung, zu mehr Freiheit und Abenteuer. Er ist Host eines Podcasts, Buchautor und hält Vorträge – sowohl öffentlich als auch in Unternehmen. Mit allem, was er unternimmt, steht er für kraftvolle, authentische Inspiration jenseits der ausgetretenen Bahnen. Seine Veröffentlichungen sind Aufrufe, nach vorne zu gehen und einen Unterschied zu machen. Wir haben ihn unter anderem gefragt, wie er gerade in der kühleren Herbst- und Winterzeit, Motivation findet rauszugehen.
Credits: Christo Foerster / Jozef Jubica

Christo Foerster studierte an der Deutschen Sporthochschule in Köln, ließ sich an der Berliner Journalistenschule ausbilden und war leitender Redakteur der Zeitschriften Fit for Fun und Men’s Fitness. 2012 gründete er die Natural Coaching Academy und entwickelte das Fitnesskonzept Junglefit. Heute hält er als Experte für Motivation, Veränderung und Persönlichkeitsentwicklung Vorträge in Unternehmen und treibt mit viel Leidenschaft das 2017 ins Leben gerufene Mikroabenteuer-Projekt „Raus und machen“ voran.

Wann und wie hast du Mikroabenteuer für dich entdeckt?

Im März 2017, als ich spontan entschied, mit dem Rad über Nacht von Hamburg nach Berlin zu fahren, um mit einem Freund, der in Berlin lebt, am Brandenburger Tor zu frühstücken. Ich war zehn Jahre lang nie mehr als 20 Kilometer am Stück gefahren und auf einmal lagen über 300 vor mir. Aber ich hab’s geschafft. Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem nächsten Zug zurück. Ich war insgesamt nur 24 Stunden unterwegs, erlebte aber ein wirklich unvergessliches Abenteuer.

Du bist Diplom-Sportwissenschaftler, Chefredakteur, Unternehmer, Motivationstrainer, Gründer der Natural Coaching Academy, Speaker und seit 2015 erfolgreicher Buchautor. Wie kam es dazu, dass du dich direkt nach deinem Diplom für die Ausbildung zum Journalisten entschieden hast?

Einige der aufgezählten Tätigkeiten sind eher Stationen meiner Vita, als dass sie heute noch aktuell wären. Als Chefredakteur arbeite ich schon länger nicht mehr und auch die Coaching Akademie existiert so nicht mehr. Aber alles, was ich beruflich gemacht habe, fließt in meine Arbeit als Autor, Podcaster und Speaker ein. Ich bin neugierig, auf allen Ebenen. Das ist auch der Grund, warum ich das Journalisten-Handwerk richtig lernen wollte. Eine Journalistenschule ist dafür die beste Adresse.

Wie definierst du ein gelungenes „Mikroabenteuer“?

Wenn wir ein Abenteuer vom anvisierten Ziel entkoppeln, dann kann es gar nicht nicht gelingen. Ziele lassen uns aufbrechen, klar, aber selbst wenn wir sie nicht erreichen, entdecken und erleben wir ja, und darum geht es.

Was lässt du hinter dir, wenn du die Tür Zuhause abschließt und „raus“ gehst?

Jegliche Verpflichtungen und ständige Erreichbarkeit.

 

 

Planst du deine Mikroabenteuer im Voraus oder ziehst du eher spontan los?

Das kommt sehr darauf an, was ich vorhabe. Verbringe ich einfach eine Nacht irgendwo im Wald, ist das oft sehr spontan. Um mit dem SUP nach Helgoland zu paddeln, musst du schon ein bisschen planen.

Ist ein Mikroabenteuer in jeder Stadt möglich?

Abenteuer sind grundsätzlich überall möglich. Es gibt natürlich auch solche, die mit Natur gar nichts zu tun haben. Ob ich Karten und Apps benutze, lässt sich auch nicht generell beantworten. Manchmal ist es notwendig, oft ist genau das Treibenlassen oder dem Zufall die Führung zu übergeben genau das, was mir gut tut und ein Abenteuer besonders macht.

Du bist Familienvater von zwei Kindern: wie wichtig ist es dir, deine Kinder an die Hand zu nehmen und ihnen die Welt zu zeigen?

Mir ist wichtig, dass sie entdecken, fragen, staunen und spüren, was ihnen alles möglich ist. Aber dafür muss ich sie nicht an die Hand nehmen und ihnen die Welt zeigen. Ich muss ihnen den Raum geben, der dafür nötig ist. Mehr braucht es nicht.

Warum sind Mikroabenteuer so viel wichtiger für dich, als eine Fernreise einmal im Jahr?

Weil es mit Mikroabenteuern gelingen kann, den Alltag neu zu definieren, anstatt ihm immer wieder zu entfliehen, so wie wir es meist im Urlaub tun.

„Je ungemütlicher es draußen ist, desto weniger ist los und desto außergewöhnlicher sind die Erlebnisse. Im Herbst und Winter zeigt die Natur sich uns von einer Seite, die wir im Sommer nicht zu Gesicht bekommen.“

„Raus und machen“ – hat dich dieses Motto schon immer begleitet oder war es eine stetige Entwicklung?

Sagen wir es so: Es war unbewusst immer ein Teil von mir, wurde dann aber irgendwann so wichtig für mein Leben, dass ich das Bedürfnis hatte, es zu formulieren und mir auf die Fahne zu schreiben.

Und wie motiviert du dich am besten, wenn du mal ein kleines Tief hast?

Ich bin ehrlich zu mir selbst: Willst du wirklich raus? Dann suche nicht nach Gründen dagegen. Wenn mir die Gemütlichkeit zu Hause mal wichtiger erscheint, dann ist das auch in Ordnung. Nur dann brauche ich nicht so zu tun, als wäre ich „eigentlich” lieber draußen. Ich habe aber auch gut abgespeichert, was mir das Draußensein gibt, das sind viele ganz konkrete Empfindungen. Die visualisiere ich dann in einem Motivationstief.

Wie hält man die Motivation aufrecht, zur aktuellen Herbstzeit bei Wind und Wetter, voller Tatendrang raus zu gehen?

Je ungemütlicher es draußen ist, desto weniger ist los und desto außergewöhnlicher sind die Erlebnisse. Im Herbst und Winter zeigt die Natur sich uns von einer Seite, die wir im Sommer nicht zu Gesicht bekommen. Gute Ausrüstung ist natürlich hilfreich.

Wie wichtig ist dir dein Outdoor-Equipment? Und was sollte man immer im Rucksack dabei haben?

Wenn du draußen übernachten willst, ist ein warmer Schlafsack und ein Regenschutz, also ein Tarp oder Biwaksack, unerlässlich. Das wilde Zelten ist in Deutschland ja verboten. Robuste, bequeme Schuhe und ein Rucksack, der sich gut tragen lässt, sind auch zu empfehlen. Aber wir sollten uns nicht nicht so sehr auf die Ausrüstung fixieren. Anfangen können wir sofort und dann werden wir mit der Zeit schon merken, was wir noch brauchen.

Nenne uns deine drei beliebten Mikroabenteuer-Locations in Deutschland!

Ich wehre mich dagegen, Mikroabenteuer von Locations abhängig zu machen. Dieser ganze Hotspot-Wahn führt in die völlig falsche Richtung. Wir brauchen keine spektakulären Orte, um Abenteuer zu erleben. Abenteuer liegen überall am Wegesrand. Wir müssen sie nur aufheben.

Er reist in Schleswig-Holstein von Lappland bis Kalifornien und entdeckt, dass es für ein unvergessliches Abenteuer keine Weltreise braucht. Eine mitreißende Offensive gegen alle Ausreden und ein leidenschaftliches Plädoyer für ein zeitgemäßes, umweltbewusstes Verständnis des Reisens.

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